Mörderisch gute Unterhaltung mit dem brandneuen Küstenkrimi – Einblicke in die Entstehung des akutellen Krimiprojekts Mörderische Tide mit Co-Autor André Wegmann.
Wie es ist, einen Krimi im Autorenduo zu schreiben, erfahrt ihr übrigens hier.
Auf Kantes Stechkogge – Textauszug Mörderische Tide
Ich mach keine Sterne.
»Scheiße!« »Fuck!« drang es, gedämpft durch den ohrenbetäubenden Double Bass, von dem mit schwarzem Kunstleder überzogenen Monstrum auf Chrom-Beinen, das in der hinteren rechten Ecke vor dem Fenster stand und ihn dumpf an einen Gynäkologenstuhl erinnerte. Eine der Stimmen gehörte offenbar zu dem bärtigen Mann, der seinen massigen, bis zum Halsansatz tätowierten Oberkörper dazwischen quetschte. Vor dem Stuhl, auf einem schmalen Hocker, saß eine zierliche Gestalt, die soeben aufsprang und Strater mit wild funkelnden Augen gegen die Eingangstür nagelte.
Die Musik wurde abgestellt. Straters Blick fiel auf den Holzpfeiler in der Mitte des Raums, der an einen Schiffsmast erinnerte. Darunter war mit Stoff und Seilen eine Art Krähennest befestigt, auf dem Boden davor stapelten sich kleine Holzkisten. Auf einer davon waren bunte Farbtuben arrangiert. Dahinter befand sich eine Liege, die offenbar ebenfalls zum Tätowieren genutzt wurde.
»Lesen müsste man können, ne? Alter, ich hab ne Session! »Nicht stören!« steht auf dem Schild. Da draußen!« Die letzten beiden Worte spie die Frau ihm ins Gesicht und untermauerte deren Bedeutung mit einer wilden Geste ihrer kleinen Hände. »Ich mach keine Sterne«, stellte sie noch klar, bevor sie sich wieder zu dem Bärtigen umdrehte, ein knappes »Sorry, Mann« nuschelte und das Surren ihrer Tätowiermaschine wieder den Raum erfüllte.
Perplex stand Strater in dem geräumigen Zimmer und versuchte, die rüde Begrüßung zu verdauen.
»Mach ma wieder Mucke an.«
Augenblicklich erfüllte die brachiale Death Metal Musik wieder den Raum, die Strater Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Was war denn das für eine?! Einen Moment überlegte er zu gehen, dann schoss das Blut in seinen Kopf. So nicht!
Mit Hauke an Bord der »Ida« – Textauszug Mörderische Tide
»Wo geiht die dat?«, donnerte Hauke.
Antonella »Kante« Lestrato, die Protagonistin neben Hauptkommissar Robert Strater, hat eine besondere Verbindung zu Hauke Spiekdahl, dem alten Seebären. Hauke haust, wie sie selbst, abseits der Gesellschaft – auf seinem Fischkutter »Ida«. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die beiden, die nicht nur der große Altersunterschied trennt, nahe fühlen und einen herzlichen, wenngleich rauen Umgang miteinander pflegen.
Kante zog den Schal etwas höher, um ihren Hals vor dem kühlen Wind zu schützen. Einige Augenblicke verharrte sie auf der Mole und ließ ihren Blick über die bunten Krabbenkutter schweifen, die in den sanften Wogen des Norddeicher Fischereihafens schaukelten. Sie musste grinsen, als sie Haukes knallrot gestrichenen Kutter entdeckte, der zwischen den anderen Booten hervorstach wie ein exotischer Vogel. Mit seinen Masten und Spieren, an denen normalerweise die Baumkurren, die typischen, beutelartigen Schleppnetze für den Fang von Nordseegarnelen und Plattfischen befestigt wurden, war er deutlich als Wattenmeer-Krabbenkutter zu erkennen.
Aber Hauke war Nostalgiker, kein Fischer. Nicht mehr. Seit seiner Frühverrentung vor etwa zwanzig Jahren hatte er sich dem Kampf gegen die Fischerei verschrieben. Gekämpft hatte er ohnehin genug in seinem Leben. Vermutlich stand er ihr aus diesem Grund näher als die meisten Menschen, die sie kennengelernt hatte. Hauke Spiekdahl hauste nach wie vor auf seinem gedienten Garnelenkutter, inmitten einer Armada aus Fischereibooten, und Kante war sich sicher, dass es für den alten Seebären auf diesem ganzen verfluchten Planeten keinen besseren Ort zum Leben gab.
»Antonella, mien Tüüt!«
Seine rauchige Stimme schallte über das Wasser und Kante musste grinsen, als die bärige Gestalt des alten Mannes hinter dem Aufbau auftauchte. Sie nahm die letzten Meter und ergriff die Pranke, die er ihr entgegenstreckte, um sie an Deck zu ziehen.
»Wo geiht die dat?«, donnerte Hauke.
»Ik bün good tofree«, röhrte Kante zurück und grinste. Sie liebte die plattdeutschen Floskeln, die Hauke ihr von Zeit zu Zeit antrainierte. Ich bin gut zufrieden. Die trockene friesische Art hatte sie sofort ins Herz geschlossen.
»Dat is hunnert!«, dröhnte es aus Haukes Richtung und Kante lachte glücklich auf. Das ist prima.
Lust auf mehr? Weitere Infos zur Entstehung des Küstenkrimis Mörderische Tide bekommst Du im Blogbeitrag hier. Oder lies mal nach, wie es ist, einen Krimi zu zweit zu schreiben.
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